Samstag, 29. April 2017

Meile 342 bis 369

Cajon bis Wrightwood

Nach über 3 Stunden im Mc Donalds ist es am späten Nachmittag wieder kühler geworden und wir laufen noch ein paar Meilen weiter zu einem weiten Tal. Unsere Flaschen füllen wir uns am Getränkespender des Mc Donalds, allerdings nur mit Wasser und nicht mit süßer Limo wie ein paar andere Hiker.

Am nächsten Tag steht ein 500 ft Aufstieg auf dem Plan, also ca. 1500 m. Wir stehen deshalb zeitig auf, planen aber nicht mehr als 17 Meilen ein. Zur Mittagszeit haben wir allerdings schon einen Großteil geschafft - wieso also aufhören? Anstatt eines frühen Feierabends und einer kühlen Nacht auf über 8000 ft beschließen wir noch zum Hwy 2 abzusteigen und nach Wrightwood zu trampen. Ziemlich platt kommen wir kurz vor 4 an und stehen an einer erstaunlich wenig befahrenen Straße. Wir machen uns schon Sorgen, werden aber zum Glück bald von einem Ranger mitgenommen. Er lässt uns am Hardware Store raus, der als lokaler Hiker-Hub fungiert. Der ganze Ort ist extremen gastfreundlich und wir können aus einer ganzen Liste an Leuten wählen, die Wanderer aufnehmen. Ich rufe wahllos die  Nummer von Jeff an, und während ich spreche, tippt mir jemand auf die Schulter. Jeff steht lustigerweise direkt hinter uns im Laden. Er nimmt uns mit zu seinem kleinen Haus. Nach einer Dusche leihen wir uns seine Fahrräder und kaufen für den Abend ein. Wir braten uns ein paar Würstchen an seinem Herd, und es bestätigt sich wieder, dass es schwer ist, außerhalb von Deutschland gute Wurst zu bekommen. Danach sitzen wir mit Jeff im Garten am Lagerfeuer.

Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen und starten erst nach einigen Tassen Kaffee und einer großen Ladung Müsli in die Stadt, wo wir noch Vorräte besorgen und die aktuellen Berichte über die nächste Etappe organisieren müssen. Jeff hat leider außerhalb zu tun, deshalb müssen wir uns nachher nach einer Mitfahrgelegenheit zum Trail umschauen.

Sebastian

Donnerstag, 27. April 2017

Meile 266 bis 342

Big Bear bis Cajon

Montag Morgens frühstücken wir noch ausgiebig im Denny's. Allerdings nicht wie zunächst geplant den 1300 kcal Milkshake, da wir etwas noch Besseres entdeckt haben: Für $4 gibt es all you can eat Pancakes, das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Kaffee wird in amerikanischen Diners ja sowieso immer gratis nachgeschenkt, und so können wir für knapp $7 pro Nase nach Herzenslust schlemmen.

Mit dem Bus fahren wir zum Ortsausgang und versuchen, zurück zum Trailhead zu trampen. Leider ist Montags wohl kaum einer in Spendierlaune. Nach über einer Stunde, gerade als wir aufgeben wollen, hält doch noch ein älterer Herr an. Als wir ihm erzählen, dass wir schon geraume Zeit hier stehen, scherzt er: "You look a bit like serial killers!"
Eventuell sollte ich mich doch mal wieder rasieren...

Der Tag ist schön kühl und wir kommen trotz unseres späten Starts 17 Meilen weit. Am nächsten Morgen ist es dafür auch leider knapp über dem Gefrierpunkt, und wir freuen uns fast schon wieder darauf, in die heissere Wüste abzusteigen. 

Den ganzen Nachmittag folgen wir einem Reiter (wir taufen ihn Marlborough-Man) mitsamt Packpferd, der auf dem schmalen und zugewuchertem Trail auch nicht sonderlich schnell voran kommt. Ich weiss nicht recht, ob ich ihn beneiden soll: Zwar muss er nicht laufen, wird dafür permanent durch jeden tiefer hängenden Busch geschleift. Vor einer Brücke bleibt das Pferd plötzlich stehen und will nicht mehr weiter - da hat wohl jemand Höhenangst! Erst nach einigen Klapsen lässt es sich dazu überreden, vorsichtig die Brücke zu überqueren.


Nachdem wir auch an diesem Tag mit 22 Meilen mehr Strecke gemacht haben als ursprünglich geplant, rückt unser nächstes Ziel - der Mc Donalds an der Cajon Highway-Kreuzung - in greifbare Nähe. Wir beschließen, auch am nächsten Tag Gas zu geben, um Donnerstags statt Fertigtüten Fastfood zum Abendessen zu haben. 

Morgens kommen wir an einer heissen Quelle vorbei. Zwar ist dort trotz Campverbot jede Menge los, doch wir finden trotzdem ein ruhigeres Becken für uns. Im warmen Wasser sitzen und Poptarts futtern - an so ein Frühstück könnte ich mich gewöhnen! Nachmittags wird es wieder heiss und wir schleppen uns einen eher unschönen Abschnitt am Highway und mehreren Staudämmen entlang. Dafür werden wir nach einem kleinen Aufstieg mit dem Ausblick auf einen erstaunlich großen See entschädigt. Wir campen am Ufer und können sogar noch eine kleine Runde schwimmen. Sehr angenehm, sich mal wieder mit sauberen Füßen in den Schlafsack zu legen!



Donnerstag stehen wir wieder mal um 5 Uhr auf und laufen in Rekordzeit die 16 Meilen zum Mc Donalds. Pünktlich zum Mittagessen sind wir da und können uns den Bauch voll schlagen, auch wenn die Burger hier auch nicht besser sind als bei uns in Deutschland. (Dafür sind wir in den letzten vier Tagen 76 Meilen gelaufen!)



Sebastian

Montag, 24. April 2017

Big Bear Lake

Wir machen in Big Bear einen Zero Day, also ein Tag an dem wir nicht wandern. Es gibt auch den Begriff Nero. Gemeint ist, dass man wenig an diesen Tagen läuft. Dieses wenig definiert jeder für sich. Für uns sind das unter 10 Meilen.

Nach zwei Wochen ohne Pause laufen, gönnen wir uns hier einen Tag Pause. Big Bear eignet sich dazu gut. Unsere Aufgabe ist hier zu essen was geht. Da die Wandertage zu einer sichtbaren Abnahme an Körpergewicht geführt haben (innerhalb von zwei Wochen), versuchen wir diesen Effekt etwas abzuschwächen und essen möglichst viele Kalorien.
Das macht weniger Freude als man meinen möchte. Irgendwie sehnt man sich mehr nach gesundem Essen. Daher gab es für mich heute (unter anderem) einen rohen Brokkoli, der unendlich lecker war. 

Die meiste Zeit in Big Bear verbringen wir damit Essen zu kaufen, zu essen und zu verdauen. In der Nähe unseres Hotels ist einen Taco Bell, Denny's und ein kleines "Greasy Spoon" Diner namens Grizzly Manor Cafe. Letzteres war eher enttäuschend.

Denny's hat uns voll überzeugt. Diese Kette schreibt in die Karten die Kalorien hinein. Wir essen dort zu Abend und entdecken einen
Milchshake mit über 1300 kcal. Wie bekommt man so viele Kalorien in ein Getränk? Nach einem Burger bestellen wir diese Bombe nicht mehr, planen aber, vor unserer Abreise dort noch zu frühstücken. 
Um noch mehr Kalorien für die nächsten Tage zu bekommen wird das Essen mit Chips und Soda gepimpt. Soda ist eine gute Möglichkeit um möglichst viele Kalorien in den Körper zu füllen. 
Vorrat für die nächsten Tage
Taco Bell ist nicht so übel wie sein Ruf. Der Burrito erinnert mich an Lamacun. Trotz dem Schlemmen bin ich froh, wenn es morgen wieder zum Wandern geht. 

Inzwischen haben wir eine gute Essensstrategie auf dem Trail. Pop-Tarts zum Frühstück. Mittags gibt es Haferflocken mit Aroma. Am Abend Fertiggerichte. Für Zwischendurch Nüsse, Rosinen und Reese M&Ms, Riegel und Kekse.  
Zu Beginn hatten wir von vielen Super-PCT-Hiker-Essen gehört und diese auch ausprobiert, aber bei vielen stimmte die Gewicht-Kalorien Bilanz nicht. Die Tortilla Fladen, die überall als das Essen hochgelobt werden, sind einfach zu schwer. Und die Kombi Tortilla Fladen, Erdnussbutter und Süßkram drauf, ist einfach zu pervers. Instant-Kartoffelpüree ist zu teuer und hat zu wenig Kalorien. Die Knorrgerichte mit nur Nudeln haben ebenfalls zu wenig.  Was viele Kalorien hat, aber einfach widerlich ist, sind Instant Macaroni & Cheese. Tatsächlich das Gericht das es überall gibt, aber eher die Konsistenz von Kleister hat.
Mac & Cheese
Es gibt von unseren Essen nur wenige Bilder, denn nichts stellt sich zwischen uns und unser Essen. 
Stefanie 

Sonntag, 23. April 2017

Idyllwild nach Big Bear Lake (Meile 183 - Meile 266)

Direkt nach Idyllwild steigen wir 900 m zur Fuller Ridge auf. Auf dieser Höhe liegt Schnee und ist auch deutlich kühler. Um 3 Uhr ist Regen angesagt und wir fürchten, dass wir nicht mehr über die Nordseite kommen. In dieser Höhe könnte es an der Nordseite bei Regen ziemlich glatt werden. Und mit Turnschuhen ist das ein Eiertanz. Also geben wir Gas. Beim Abstieg auf der Nordseite schaffe ich es mit voller Wucht in eine Pinie zu rutschen. Ich kann leider nicht mehr rechtzeitig bremsen. Gott sei Dank ist die Pinie nicht allzu weit entfernt und so komme ich mit (nur) ein paar Schrammen und blauen Flecken davon. 




Am nächsten Tag steigen wir weiter ab. Doch je weiter es nach unten geht, desto mehr schmerzt meine Kniescheibe. Ich habe wohl vom Sturz einen Bluterguss oberhalb der Kniescheibe dieser drückt beim Abstieg. 
Somit bin ich heilfroh bis zum Watercache unter dem Highway 10 zu kommen. Dort haben hilfsbereite Menschen Wasser und Essen für die PCT-Hiker unter der Autobahnbrücke bereit gestellt. Es gibt Obst, Cracker und sogar ein kühles Corona. Gerade als wir aufbrechen wollen, kommen zwei Jungs auf Quads an. Sie bleiben unter der Brücke stehen, reagieren aber nicht auf unseren Gruß und schauen sich nur um. 
Wie wir später erfahren, haben  die beiden sämtliches Essen und das letzte Corona geplündert. Sehr schade und ziemlich traurig. Ich glaube nicht, dass nach dieser Aktion der Watercache noch gepflegt wird. Wir wandern nur noch wenige Meilen weiter bis wir einen Zeltplatz finden. 

Langer Abstieg

Watercache unter dem Highway

200 Meilen geschafft!

Am nächsten Tag geht über eine Windturbinenfarm und den ersten größeren Anstieg zu einem Fluss. In den ersten Stunden der Wanderung begegnet uns eine weitere Klapperschlange. Sie ist sehr gemütlich unterwegs und gibt anstandslos den Weg für uns frei.


In den kommenden zwei Tagen folgen wir dem Fluss und es gibt endlich mal keine Wassersorgen für uns. Teilweise ändert sich sogar die Umgebung in eine Art begrenzten Dschungel. Aber das Thermometer steigt deutlich über 30° Grad. Diese Hitze macht einen langsamer und so schlagen wir nach knappen 20 Meilen unser Zelt am Fluss auf.


Am darauffolgenden Tag geht es erstmals 1000 Höhenmeter nach oben. Dort ist es sehr angenehm und wir kommen gut voran. Am Abend kommen wir an einem Tiergehege für Film und Fernsehen vorbei. Leider ist für uns nicht viel zu sehen. Einen Bären in einem Käfig kann man erspähen, aber leider auch nicht viel mehr. Durch die vielen Gitter ist es nur schwer Tiere zu erkennen. Unsere Beine tragen uns an diesem Tag 22 Meilen weit, so dass wir am Samstag nur noch 13 Meilen bis Big Bear Lake laufen müssen, bzw. 13 Meilen bis zum Highway 18 an dem wir eine Mitfahrgelegenheit brauchen um nach Big Bear Lake zu kommen. Tatsächlich stehen wir nicht mal 5 Minuten bis uns auch schon eine freundliche junge Frau namens Jennifer mitnimmt. 

Stefanie


Montag, 17. April 2017

Meile 100 bis 170

Warner Springs bis Idyllwild

Über Nacht flaut der Wind ab, was eigentlich nicht schlecht ist. Leider fällt dadurch auch die zuvor etwas aufgeblasene Zeltwand zurück und liegt am Innenzelt an, weshalb mein Schlafsack morgens nass vom Kondenswasser ist. Das Zelt ist wirklich etwas eng für zwei Personen... Dafür ist  es windstabil! 
Morgens funktioniert auch das WLAN nicht mehr, sodass auch der letzte Blogeintrag vorerst keine Bilder enthält. Über die mobile Datenverbindung wäre das Hochladen von Bildern leider etwas teuer und zeitintensiv.

Wir packen den Pizzakarton auf den Rucksack, weil es uns noch etwas zu kalt zum frühstücken ist, das holen wir eine gute Stunde später nach. Kalte Pizza mit Wurst und Speck ist das ultimative Hikerfrühstück!

Abends holen wir noch Wasser vor dem Haus eines Trailangels, der Hikern seinen Wassertank zur Verfügung stellt. Ubernachtet wird bei traumhaftem Ausblick auf dem Pass unterhalb des Combs Peak. 


Obwohl wir an unserem 7. Tag auf dem Trail wieder einige Höhenmeter hatten, kommen wir gut voran und schaffen 20 Meilen. Pizza zum Frühstück und Schokokuchen zum Mittag kein Problem!

Tags darauf hat Steffi leider sehr mit ihren Blasen zu kämpfen, noch dazu ist es drückend heiss. Wir stoppen deshalb früher als eigentlich geplant bei "Walden", einem wohl sehr neuen Wassercache und Hikerstop, den Mary, eine Ortsansässige, auf ihrem Grundstück eingerichtet hat. Als wir ankommen, baut sie gerade Pavillons auf, da sie morgen am Ostersonntag ein großes Grillfest für alle vorbeikommenden Wanderer geben will. Der Platz ist schon österlich geschmückt und in den Eiern, die im Baum hängen, stecken kleine Süßigkeiten.



Sofort bekommen wir eine kalte Cola und Melone angeboten und dürfen unser Zelt auf dem Grundstück aufschlagen. Wir verarzten Steffis Blasen und verbringen den restlichen Nachmittag mit Lesen. Mary hat auch ein Bücherregal installiert, in dem man sein Buch zurücklassen und sich ein Neues nehmen kann. Zudem liegen Kopien von Thoreaus " Walden" zum Mitnehmen bereit - daher also der Name des Ortes!

Obwohl die Verlockung groß ist, zu bleiben und beim Grillfest mitzufuttern, wollen wir weiter. Da wir vor 11 Uhr beim Paradise Valley Café sein wollen, stehen wir schon um 5 Uhr morgens auf. Tatsächlich scheint der Mond schön hell und wir kommen noch vor Sonnenaufgang gut voran. Kurz vor der Abzweigung zum Café steht plötzlich ein Tipi in der Landschaft. Zwei Typen sitzen davor und trinken Tee. Sofort bekommen wir auch einen angeboten. Wir haben noch etwas Zeit und setzen uns gerne dazu. Als uns Ingwer-Zitrone-Mate Tee eingeschenkt wird, sehe ich ein verdächtig christlich klingendes Banner vom Tipi hängen. Sofort beschleicht mich das ungute Gefühl, in eine Missionierungsfalle getappt zu sein - vor allem auf dem AT werden so wohl hungrige Wanderer von religiösen Eiferern geködert und dann erst nach langen Gesprächen und mit vielen Flyern wieder ziehen gelassen.

Die Beiden sind aber zum Glück sehr nett und haben nichts in der Richtung vor. Sie haben eine Woofing-Farm in der Nähe und wollen in naher Zukunft ein Hiker Hostel in Idyllwild eröffnen. Wir bekommen noch einen sehr gesunden und leckeren Grapefruit Smoothie mit Mate serviert und einen Mate-Erdnuss Riegel mit auf den Weg. Derart aufgeputscht sind wir sehr schnell beim Paradise Valley Café.

Da die letzte Dusche doch schon wieder etwas her ist, setzen wir uns auf die Terrasse.
Kurz kommt ein neugieriger Gast vorbei und fragt uns, ob wir den PCT laufen. Wir unterhalten uns kurz über unsere bisherige Strecke und widmen uns dann unserem Frühstück. Als wir nach einer riesigen Portion Eier und Hash Browns und etlichen Kaffee Refills die Rechnung begleichen wollen, winkt die Kellnerin ab - das hätte der Gast, der sich vorhin mit uns unterhalten hatte, schon erledigt!
Dieser Ostersonntag ist definitiv unser bisheriges Highlight gewesen!


Tags drauf ist ein Teil des Wegs nach Idyllwild wegen eines Waldbrands von 2013 noch immer gesperrt. Wir müssen deshalb 900 m zum Highway absteigen. Es gäbe zwar einen Fußweg in die Stadt, aber Steffis Blasen fanden den Abstieg nicht gut und sie kommt kaum noch voran. Schweren Herzens geben wir also den kontinuierlich Fußmarsch nach Kanada auf, überspringen 13 Meilen der Umgehung und hitchhiken nach Idyllwild. 

Hier finden wir zum Glück neue größere Schuhe, sodass die nächsten Tage hoffentlich schmerzfreier werden. Den freien Nachmittag verbringen wir mit Lebensmittel kaufen und Blog schreiben (die letzten Posts haben nun auch Bilder!)

Osterspecial: Wer findet die Echse im Bild?


Sebastian

Meile 50 - 100

Mount Laguna bis Warner Springs

Die Wüste ist heiß, trocken und sehr staubig. Und dennoch blüht sie gerade.

Wir planten unsere Etappen nur noch von Wasserstelle zu Wasserstelle. Zum Glück gibt es den PCT Water Report, den ein Freiwilliger anhand von Infos zahlreicher Hiker zusammenstellt. Leider waren und sind die Informationen nicht immer aktuell, und so nahmen wir an heißen Tagen lieber etwas mehr als Reserve mit. Was uns langsamer machte, aber immer noch besser als verdursten. 
Obwohl die Gegend in der meisten Zeit nicht einladend aussah, war sehr viel Leben um uns herum. Das Meiste rennt vor uns davon, aber hin und wieder ist mal ein Reptil mutig und guckt uns an. Oder wie vor ein paar Tagen mit der Klapperschlange, die eisern ihren Busch verteidigte.

Eine Sehenswürdigkeit hatten wir dann auch schon besucht. Den Eagle Rock. Erinnert mich etwas an die 5-Mark Münze.

Und dann waren wir auch schon in Warner Springs, unserem nächsten Resupply Ort (Orte an denen wir Essen kaufen können.) Wir wurden von einem Trailangel begrüßt, die uns ein Stückchen Apfelkuchen anbot.  Nom Nom. Lecker. 
Ihr Mann hatte sich vor einigen Jahren am PCT versucht, musste in Oregon aber leider abbrechen, da er zu viel Gewicht verlor. Seitdem füttert sie vorbeikommende Hiker. 
Danach gab es nach 5 Tagen mal wieder eine heiße Dusche - wenn auch nur aus dem Wassereimer. Aber sauber ist sauber. Danach jagten wir uns noch eine Pizza im nahe gelegenen Grill.  Dieser war eine Meile vom Zeltplatz entfernt. 
Bei der Bestellung ging wohl etwas schief und so bekam ich nur eine Cheesepizza anstatt einer Cheesepizza mit Speck und Salami.  Dafür hatte ich noch einen Schokokuchen geschenkt bekommen. Voll nett. Die Pizzen waren nicht riesig aber dennoch waren unsere Mägen diese Mengen nicht mehr gewohnt. Also haben wir mehr als eine halbe Pizza mitgenommen. Da wir egoistisch waren, wollten wir nicht mit den Ameisen teilen. Ich steckte den Kuchen und die Pizza im Karton in meinen Rucksack und wir hofften auf das Beste.  
Am Abend und in der Nacht stürmte es fies und wir hatten schon leicht Angst, dass unser neues Zelt den Sturm nicht überlebt. 

Stefanie 


Freitag, 14. April 2017

Die ersten 50 Meilen

Tag 1 - 3, Campo bis Mount Laguna



Unser erster Tag auf dem Trail beginnt mit perfektem Wetter. Angenehm kühl und vereinzelt mit leichtem kühlendem Nieselregen. Wir haben jeweils 3 Liter Wasser im Gepäck, unter diesen Bedingungen natürlich weit mehr als benötigt. 

Ohne Probleme schaffen wir die 20 Meilen nach Lake Morena. Dort schlagen wir auf dem sehr windigen Campingplatz unser Tarp auf und gönnen uns erst mal eine Dusche - diesen Luxus hatten wir bei Scout und Frodo ja leider nicht. Schon faszinierend, wie dreckig Füße in Trailrunnern werden können!


Der nächste Tag wird dafür umso heißer. Als wir uns durch die Nachmittagshitze über einen steinigen Hang schleppen, rasselt es plötzlich neben meinen Füssen. Direkt neben dem Trail liegt eine Klapperschlange in der Sonne, die offenbar gar nicht erfreut ist, dass wir an ihr vorbei wollen! Schnell springe ich ein paar Schritte zurück auf Steffi zu, die mich erst einmal verwirrt anguckt. Sobald ich weit genug weg bin, hört die Schlange auf zu klappern, bewegt sich aber trotzdem keinen Zentimeter. Wir werfen mit Steinen in ihre Richtung, doch vergebens. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Hang hoch zu klettern und einen großzügigen Bogen darum zu machen. Von wegen, Schlangen würden einem aus dem Weg gehen! Am Abend reden wir mit 2 anderen Hikern, die kurz nach uns bei der Schlange vorbei kamen. Auch sie wurden nicht vorbei gelassen, aber sie konnten wenigstens ein gutes Foto schießen. Sobald sie es mir zugeschickt haben, stelle ich es auch hier rein.

Nach dem Erlebnis wünschen wir uns beide ein Zelt mit etwas mehr Schutz vor Getier. Außerdem stellt sich mein Tarp als etwas wenig windstabil heraus. In Mount Laguna kommen wir an einem Laden vorbei, der ein Zelt der Marke Big Agnes im Sortiment hat, das nur etwas über ein Kilo wiegt, recht stabil ist und knapp für zwei reicht. Kurzerhand kaufen wir uns die teure Luxusunterkunft und schicken das Tarp zu einem Bekannten in den Staaten.

Sebastian

Donnerstag, 13. April 2017

Scout und Frodo

Zwei Nächte durften wir bei Frodo und Scout verbringen. Zwei Trailangel mit einem ganzen Team das hinter ihnen steht. 
Alle zusammen sind großartige Menschen. Und wir möchten uns an dieser Stelle nochmals herzlich für alles bedanken. 
Wir hatten den Pärchenbonus und sind im Zimmer der Tochter untergebracht worden. 
In dieser Zeit hatten wir ein Packet nach Kennedy Meadow geschickt indem unsere Eispickel, Gamaschen und etwas essen enthalten sind. Wir hoffen mal das, dass ankommt. Ansonsten hatten wir noch das Essen für die kommenden Tage eingekauft. Mit einer Handwage hatten wir unsere Rucksäcke gewogen. 

Grundgewicht:
Stefanie Rucksack: 7.5 kg
Sebastian Rucksack: 8.5 kg

Mit essen und Wasser:
Stefanie Rucksack: 14kg
Sebastian Rucksack: 14,5kg

Damit ging es für uns an den Start. 
Um kurz vor fünf Uhr wurde aufgestanden, gefrühstückt und uns in Autos verfrachtet und an den Start nach El Campo gefahren. Leider waren bei dort auch zwei Mädels aus Deutschland, die sich daneben benommen haben. In der Zeit kurz vor dem Gehen hatten sie beide Toiletten belegt, obwohl sie erst am Tag darauf zum Start mussten.  - Danke nochmals dafür!
Um kurz nach sieben Uhr waren wir dann beim Start 

Mittwoch, 5. April 2017

Tijuana - Mexiko

Tijuana überzeugte uns jetzt mehr als Los Angeles. Es sah hier nicht ganz so herunter gekommen aus. Und man sah hier nur ganz wenige Penner. Auf der amerikanischen Seite lagen sie in Zelten in einer Reihe und auf der mexikanischen war davon nichts zu sehen.

Die erste Nacht in Tijuana war nicht unbedingt erholsam. Im  Hotel war das Pärchen über uns beeindruckend lautstark. Und in der Nacht ging bestimmt 5x der Alarm eines Autos los. Es war jedes Mal dasselbe. Wir hofften, dass es bald jemand stehlen würde. Doch im Morgengrauen war es leider immer noch da. Wenn man einmal auf das organisierte Verbrechen hofft... 
Gut, nach dieser Nacht wussten wir, dass Augenringe auch Augenringe haben können. 
Deswegen hatten wir es ruhig angehen lassen und hatten einen ausgedehnten Spaziergang gemacht. Noch einige Sachen für die Wanderung besorgt und ansonsten die Sonne genossen. Denn hier war keine einzige Wolke zu sehen.
Das Überqueren der Straße sah am Anfang sehr gefährlich aus, aber man bremst hier für den Fußgänger. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie das Hupen zu deuten ist. Mögliche Deutungen:
- weg da, ich komme! 
- Ich überhole jetzt ohne zu blinken 
- Ich erhupe mir die Vorfahrt 
- Ich lasse dich vor
- Ich drängel mich seitwärts vorbei 
Und das wahrscheinlichste:
- Servus 

War recht unterhaltsam das zu sehen.
Entgegen meiner Erwartungen fühlten wir uns in Mexiko sicherer als in den USA. Weniger sichtbare Irre. Gut, wenn man davon absah, dass die Bevölkerung bei 25° mit Winterjacken verhüllt war. Ich bekam ja schon im T-Shirt einen Sonnenstich. Wie machten die das nur? 
Inzwischen hatten wir auch einen Ausflug zum Meer gemacht und den Friendship-Park gesehen. Im Endeffekt ein großer Zaun mit vielen Border-Officers auf einer Seite. Auf der anderen bunte Graffiti. Eine schöne, nicht intuitive Interpretation des Wortes Freundschaft.



Ein gutes Stück den Strand hinunter waren in dem Schlamm/Felsen Botschaften verewigt. Schön anzusehen. 

Unsere letzte Station war der Botanische Garten. Er war klein und hatte enorm viele giftige Pflanzen. Aber die Statuen waren witzig. 

Morgen geht es nach San Diego. Die letzte Station vor dem PCT, wenn man uns denn wieder rein lässt. Dort werden wir noch zwei Nächte bei Scout und Frodo übernachten. Die beiden unterstützen schon seit Jahren angehende PCT Wanderer indem sie sie bei sich übernachten lassen und frühmorgens die  60 km zum Start des Trails fahren. 

Stefanie 

Fahrt nach Mexiko - oder das Greyhound Desaster

Nach zwei Tagen in LA und zwei der schlechtesten Kaffees, die wir jemals hatten, ging die Reise weiter nach Tijuana / Mexiko. Zu Beginn sah es nach einer guten Idee aus mit Greyhound zu fahren. Unser Ticket für die Fahrt hatten wir auf ein A4 Blatt gedruckt. Vorne und hinten, da wir einmal umsteigen mussten. Blöd nur, dass wir dieses Blatt Papier direkt vor Betreten des ersten Busses abgeben sollten. Sie sammeln wohl gerne Altpapier. Warum sie dann trotzdem einen Barcode darauf druckten, war uns leider nicht ersichtlich. Nach vielem hin und her haben wir eine Kopie bekommen. Leider fiel uns in der Eile nicht auf, dass nicht immer die gleiche Seite kopiert wurde, sodass wir einmal das falsche Blatt abgaben. Das fiel uns leider erst kurz vor San Ysidro auf, und wir hatten nun kein Ticket für den Anschlussbus. Gut, dann eben nicht. Kurz geprüft wie weit es ist und festgestellt,  dass es kürzer ist von Amerika bis zu unserem Hotel zu laufen, als von der ursprünglichen Haltestelle auf der mexikanischen Seite. Quasi Glück im Unglück. Zu Greyhound kann ich nur sagen, dass sie mich sehr an die Bahn erinnert. "Nicht wirklich böse, aber schlecht gelaunt, bürokratisch, dienstfertig und gefühllos." ( um es mit den Worten von Douglas Adams zu sagen.)  In Mexiko hatten wir dann knapp 22° C. Diese fühlen sich bedeutend wärmer an, als man meinen möchte. Wir waren froh als wir mit dem ganzen Gepäck unser Hotel erreicht hatten. 
Stefanie 

Montag, 3. April 2017

Los Angeles - USA

In Los Angeles hatten wir am allermeisten mit dem Jetlag zu kämpfen. Die 9 Stunden Zeitunterschied machten uns schon etwas fertig. In der ersten Nacht waren wir um 2 Uhr wach und in der zweiten um halb vier. In Los Angeles haben wir uns neben dem Walk of Fame auch das Observatorium angesehen oder besser gesagt die Aussicht davon. Zuerst wunderten wir uns, da sich das Klischee des dicken Amerikaners nicht bestätigt hatte. Im Gegenteil sahen im Durchschnitt die Leute dort besser aus. Doch am Sonntag Morgen sind wir, auf dem Weg zur Bushaltestelle, diesen Exemplaren begegnet. Langsam schlichen sie aus einem Fast Food Laden. Uns wurde bewusst, dass wir wohl nur nicht in der natürlichen Umgebung gesucht hatten. Der Walk of Fame ist lang und nur ein Zehntel der Namen sagten mir etwas. Klingt mir, als ob viele unverdient einen Stern bekommen haben. Den Stern der ersten Mondlandung habe ich fotografiert. Kann mich nie an den Dritten im Bunde erinnern, der der nur um den Mond herum geflogen ist. Auch wenn sie ihn nicht auf den Mond gelassen haben, so haben sie ihn doch auf dem Stern mit veröffentlicht. Ganz unten - natürlich. 

Vom Observatorium hatte man eine unglaubliche Aussicht auf Los Angeles. Sah besser aus, als die Stadt selbst. Und ebenfalls sah man das Hollywood Schild. Es war nur etwas mickrig.

Los Angeles hatte ich mir anders vorgestellt. Viel mehr Kreativität und mehr Glamour. Leider fehlte der Glamour gänzlich. Es lag viel Müll herum, die Sprache der Wahl war Spanisch und wir fielen enorm auf. Die bleichen Gestalten mit den riesen Rucksäcken. Für LA hatten wir ein Airbnb gebucht. Die Familie war enorm nett und echt zu empfehlen. Ein wirklicher Glücksgriff. 


Stefanie