Montag, 24. Juli 2017

Callahan's bis Crater Lake

Meile 1716 bis 1818

In der Lodge verbringen wir einige Zeit, trinken Kaffee und schauen das Nötigste für die nächste Strecke nach. Der Schnee um Crater Lake scheint langsam zu tauen. Gute Nachrichten, vielleicht müssen wir dann nicht wie befürchtet wieder tagelang durch verschneite Wälder stapfen. Unsere gute Laune steigt noch, als wir den Kaffee geschenkt bekommen. Und das, obwohl wir nicht einmal etwas gegessen haben! 

Die gute Laune kann nicht einmal Heidi, die nervige Hausziege der Lodge, trüben. Sie ist sehr interessiert an unserem Resupply Paket, sodass es schwierig ist, das Essen einzupacken. Als endlich alles verstaut ist, ziehen wir um halb elf mit schweren Rucksäcken weiter. Wir kommen noch etwa 15 Meilen, bevor wir am Wegrand unser Zelt aufschlagen. 
Die Schlangen sehen hier aus wie Regenwürmer 

Der Weg führt nun großteils ohne nennenswerte Anstiege durch endlose Wälder. Ganz selten lichten sich die Bäume etwas und man hat einmal etwas Aussicht. Um der Langeweile etwas zu entgehen, hören wir Podcasts, Hörbücher und überlegen uns weitere Projekte, die wir zu Hause umsetzen wollen. Schon jetzt haben wir vermutlich genug Ideen für die nächsten Jahre.

Die Wasserstellen werden nun seltener, sodass die Campingplätze an den wenigen Quellen rasch voll werden. Wir ergattern noch einen Platz und freuen uns, mal wieder mit gewaschenen Füßen in den Schlafsack gehen zu können. Andere Hiker warnen uns, dass es entgegen des Wasserreports von hier aus 18 Meilen kein Wasser gibt, also filtern wir lieber etwas mehr, bevor wir den Mücken entgehen und uns ins Zelt zurück ziehen.

Anderntags führt der Weg wieder öfter über mit Lavagestein bedeckte Lichtungen, die etwas Aussicht bieten. Zudem geht es viel bergab, sodass wir gut voran kommen und am frühen Nachmittag am Cascade Canal ankommen. 
Lavagestein und der PCT 

Nach einer ausgiebigen Mittagspause geht es weiter durch zunehmend mückenverseuchten Wald. Wir haben zwar ein Moskitospray mit DEET dabei, aber gegen Abend wird es so schlimm, dass Steffi trotzdem durchwegs gestochen wird. Wir sind froh, als wir nach 26 Meilen einen flachen Platz finden. In Rekordzeit bauen wir das Zelt auf und flüchten hinein. Gegessen wird diesmal im Zelt, zum Glück müssen wir ja nicht mehr kochen, sondern können uns direkt über die eingeweichte Nudelsuppe bzw. das Kartoffelpüree hermachen. 

Auch am nächsten Morgen lassen uns die Mücken nicht in Ruhe. Selbst während dem Laufen fallen sie über uns her, an Pause machen oder Wasser filtern ist erst einmal nicht zu denken. Erst am späten Vormittag steigen wir den Grat zum Devil's Peak auf, wo es vor einiger Zeit gebrannt hat und die Mücken somit keine Versteckmöglichkeit mehr haben. Wir können eine ausgiebige Mittagspause machen und endlich mal wieder etwas Aussicht genießen.

Im Abstieg auf der Nordseite liegt immer noch Schnee, allerdings spitzen hier und dort einige Steine und kleinere Bäume raus. Nach den schlechten Erfahrungen an Fuller Ridge entscheidet sich Steffi gegen Glissading, also der schnellen Abfahrt auf dem Hosenboden. Wir wählen die langsame, aber sicherere Variante und queren vorsichtig das steile, von der Sonne aufgeweichte Schneefeld auf dem Normalweg. Zum Glück ist es nur ein kleines Stück rutschig und wir kommen insgesamt gut voran. Auch diesen Abend essen wir wieder im Zelt, um nicht selbst auf der Speisekarte zu stehen.

Abstieg vom Devil's Peak

Anderntags sind es nur noch 15 Meilen bis Mazama Village, einem Campingplatz mit Laden im Crater Lake NP. Kurz bevor wir die Straße erreichen, murmelt Steffi etwas von "zu viele Mücken" und stürmt mit Vollgas an mir vorbei. So schnell sind wir glaube ich noch nie voran gekommen. Vielleicht sollte ich ein paar Motivationsmücken in einem Glas mitnehmen?
Nur eine tote Mücke ist eine gute Mücke 

Auf dem Campingplatz angekommen, gönnen wir uns erst einmal eine Dusche und holen dann unser Fresspaket und meine neuen Schuhe ab, die ich mir online bestellt hatte. Das letzte Paar ist schon etwas arg abgelaufen und die Sohle rutschig. Trotzdem war ich mit Adidas sehr zufrieden und habe zum Glück das alte Modell der Adidas Candida günstig auf Amazon gefunden.

Da wir schneller voran gekommen sind als geplant, haben wir ziemlich viel Essen über. Na ja, besser zu viel als zu wenig. Wir lassen ein paar Instantnudeln in der Hikerbox zurück, und sofort freut sich ein anderer über die gratis Abendessen. Abends sind zum Glück nicht ganz so viele Mücken unterwegs wie die letzten Tage, sodass wir in gemütlicher Runde draußen sitzen können. Leider wird Steffi von Kopfschmerzen, Übelkeit und üblem Juckreiz geplagt, neben den Mückenstichen hat sie wohl auch noch Bekanntschaft mit Poison Oak gemacht.  
Ein Klumpen Gummibärchen 

Am nächsten Tag starten wir unausgeschlafen zum Krater. Der Anstieg ist stellenweise steil und schneebedeckt, sodass man den Mücken nicht einmal mehr davon laufen kann. Oben angekommen, werden wir dafür mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt, die wir allerdings mit vielen anderen teilen müssen. Schon am frühen Morgen ist der Parkplatz überlaufen, man merkt, dass es Wochenende ist.


Crater Lake

Wir holen uns einen Kaffee und setzen uns in die Sonne. Steffi geht es leider immer mieser, sie hat sich wohl irgendwas eingefangen. Die Mücken hier übertragen wohl auch das West Nile Virus und anderes, deshalb machen wir uns etwas Sorgen. Da es auch nach einer ausgiebigen Pause nicht besser wird, beschließen wir, wieder zum Campingplatz zurück zu gehen. Von dort aus soll es einen Bus in die nächstgrößere Stadt geben, wo man sich erst einmal in einem Motel auskurieren könnte. 

Da viel Verkehr herrscht, versuchen wir unser Glück zunächst mit Hitchhiking, anstatt nochmals durch den Wald und die Mücken zu laufen. Erst sieht es schlecht aus, aber schließlich werden wir von einer Kellnerin der Lodge mitgenommen, die früh Feierabend hat. Auf der Fahrt zum Campingplatz kommen wir ins Gespräch und sie meint, dass sie sowieso weiter nach Medford fahren würde und uns mitnehmen könnte. Da sagen wir natürlich nicht nein! Sie liefert uns sogar direkt bei einem Motel ab.

Nach einer erholsameren Nacht geht es Steffi zum Glück wieder besser. Wir beschließen trotzdem, noch einen Tag Pause zu machen, Wäsche zu waschen und etwas zu entspannen. Das letzte Motelzimmer ist nun doch schon einige Wochen her, in den letzten Orten hatten wir schließlich immer gezeltet.

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