Montag, 26. Juni 2017

Wanderpause

In Sierra City könnten wir kostenlos hinter der Kirche zelten, aber es ist immer noch bitterkalt und wir frieren in unseren nassen Schuhen. Wir wollen nicht den ganzen Nachmittag im feuchten Zelt in den klammen Schlafsäcken liegen und nehmen uns deshalb ein Zimmer im River Heaven, wo eine nette ältere Dame ihre Zimmer vermietet. Wir werden direkt am warmen Ofen platziert und mit Tee versorgt.

Schon in den letzten Tagen hat uns nicht nur der Kaäteeinbruch, sondern auch der viele Schnee zu schaffen gemacht. Wir kommen längst nicht so schnell voran wie geplant, und das Navigieren ist mühsam und nervig. In diesem Tempo schaffen wir es nie vor Ende August bis nach Kanada und hätten somit auch keine Chance, das Yosemite Valley zu sehen, ein Punkt, der eigentlich ganz oben auf meiner Liste war.
Wir beschließen also, eine kleine Pause vom Trail zu nehmen, den Schnee tauen zu lassen und uns den Yosemite sowie Las Vegas und das Death Valley anzusehen. Zum Glück muss unsere Gastgeberin anderntags sowieso nach Truckee und nimmt uns mit. Mangels öffentlicher Verkehrsmittel wären wir sonst nur umständlich aus Sierra City raus gekommen.

Mit dem Greyhound geht es zunächst nach Sacramento, der Hauptstadt Californiens. Leider ist der Bus voller Familien, deren Kinder wild durch die Gegend turnen und einen riesen Radau veranstalten, sodass wir froh sind, endlich anzukommen. Unser Airbnb liegt in einem gemütlichen Viertel und wir verbringen den folgenden Tag mit Sightseeing. Die Temperatur ist wieder deutlich gestiegen, es scheint wohl eine Hitzewelle im Anmarsch zu sein. Wir freuen uns zwar, da somit der Schnee schnell schmilzt, verdrücken uns aber doch lieber wieder in die kühleren Berge und fahren nicht wie zunächst angedacht nach San Francisco. 

Bei Hertz holen wir uns einen Mietwagen und fahren Richtung Yosemite. Im Park selbst ist es quasi unmöglich zu übernachten, ohne monatelang im Voraus zu reservieren, deshalb bleiben wir im State Forest kurz davor. In den meisten State Forests darf man überall einfach sein Zelt aufschlagen - sehr praktisch!

Um den Massen etwas voraus zu sein, stehen wir früh auf und fahren die letzten Meilen ins Valley. Zugegeben - die Aussicht ist atemberaubend. Schon bei der Einfahrt sieht man den riesigen Wasserfall über die steile Granitwand ins Tal schießen.
Wir machen eine kleine Wanderung zum oberen der beiden Wasserfälle, sparen uns aber den gesamten Aufstieg - laufen werden wir ja noch genug in den nächsten Monaten. Auf dem Abstieg kommen uns endlose Menschenmassen entgegen, kein Wunder, dass sämtliche Campingplätze randvoll sind. Die Steine auf dem Weg sind von den vielen Touristen glatt poliert und rutschig, sodass Steffi beim Rückweg stürzt und sich den Knöchel verdreht. Wir machen uns kurz Sorgen, aber nach ein paar Minuten geht es zum Glück wieder. Nach hunderten Meilen Trail auf der Touristen-Rennstrecke zu verunglücken wäre auch eher peinlich gewesen...






Mittlerweile ist es auch im Valley unangenehm heiß, sodass wir uns nur noch den Mirror Lake anschauen und dann den Nationalpark auf der Suche nach einem geeigneten Campingplatz wieder verlassen. 

Die Temperatur soll die nächsten Tage immer weiter steigen, deshalb wollen wir dam nächsten Tag den Lake Isabella ansteuern und uns im Wasser etwas abkühlen. Kurz vor Fresno bremst Steffi an einer gelben Ampel. Das Auto steht schon fast, als hinter uns Reifen quietschen und wir auf einmal mitten in der Kreuzung stehen. Uns geht's zum Glück gut, der Pickup hat keinerlei Kratzer an der Stoßstange, nur das Heck unseres Kia ist etwas verbeult. Der ältere Herr ist glücklicherweise gut versichert, und Hertz macht uns keine Probleme. Fahren wir halt die restliche Zeit mit einem verbeulten Kofferraum durch die Gegend.

Nach einem Zwischenstopp beim Walmart und einem großen Pott Eiscreme geht es weiter zum See. Aus dem Schwimmen wird aber leider nichts, das Wasser ist grün und stinkt. Etwas enttäuscht schlagen wir unser Zelt etwas entfernt vom Ufer auf.

Am nächsten Tag fahren wir nochmals durch Ridgecrest, den Ort, an dem wir schon auf dem Trail zwei Tage verbracht hatten. Diesmal gehen wir allerdings nur tanken, Gas einkaufen und besuchen die Touristeninformation. In der Nähe soll es Felsmalereien der früher ansässigen Indianer geben. Leider befinden sich diese im militärischen Sperrgebiet, dort, wo die Navy allerlei explosive Sachen testet. Die Besichtigung ist nur im Frühjahr möglich. Wir fahren deshalb weiter in den Red Rock Canyon. Ist zwar schön anzusehen, aber nach ein paar Fotos verdrücken wir uns gerne wieder ins klimatisierte Auto, da es inzwischen über 40 °C im Schatten hat. Da wir uns nirgendwo anders aufhalten können und das Hotel in Vegas erst für morgen gebucht ist, verbringen wir den Nachmittag bei kühler Soda im McDonald's. Free Refills sind was Tolles!


Abends legen wir uns einfach neben das Auto, Zelt oder Schlafsäcke braucht es bei dieser Hitze ja nicht. Trotzdem schlafen wir eher schlecht, erst weit nach Mitternacht wird es kühler.

Kurz vor Las Vegas finden wir noch zwei recht interessante Orte: Der Erste ist ein verlassener Wasserpark - mtten in der Wüste. Außer uns hat noch ein Skater den Ort entdeckt und fügt den Graffities noch ein paar hinzu. 






Einige Meilen weiter liegt das ehemalige Wellnessresort Zzyzx. Der Gründer - ein Fernsehpriester und Hochstapler - wollte somit sicherstellen, immer den letzten Eintrag in Verzeichnissen zu haben. Viel sieht man dort allerdings nicht mehr, die Gegend wird von der Universität San Francisco jetzt als Forschungsanlage genutzt.

In Las Vegas ist es wieder übermäßig heiß, sodass unser Spaziergang über den Strip schnell im nächsten Casino endet. Wir gönnen uns ein Abendessen am Buffet im Excalibur, bei dem ich mit Meeresfrüchten und einer großen Auswahl an Kuchen voll auf meine Kosten komme. 

Nach Sonnenuntergang ist es draußen zum Glück erträglich und wir machen uns auf den Weg zum berühmten Brunnen des Bellagio. Bei Nacht sieht die ganze Stadt um einiges imposanter aus!




Von Las Vegas machen wir uns östlich der Sierra wieder auf den Weg nach Norden. Unser nächster Stopp ist das Death Valley, in den mit 56 °C die offiziell weltweit höchste Lufttemperatur gemessen wurde. Mitten in der nun herrschenden Hitzewelle sind wir schon fast wieder bei diesem Wert. Es ist schier unmöglich, sich länger als ein paar Minuten draußen aufzuhalten. Unsere Rundfahrt beschränkt sich daher auf einige kurze Stopps bei den Highlights. Das Meiste lässt sich sowieso im amerikanischen Stil aus dem Auto bestaunen.





Ansich wollten wir auf einem Campingplatz im Death Valley übernachten, aber aufgrund der Temperatur beschließen wir, noch weiter Richtung Sierra zu fahren. Bei Independence fahren wir die altbekannte Straße zum Onion Valley hoch und nächtigen wieder neben dem Auto. Leider haben es nachts einige Mücken auf Steffi abgesehen...

Die Sierra von unten

Über den Lake Tahoe geht es wieder nach Truckee, von wo aus wir zurück nach Sierra City trampen wollen.

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