Dienstag, 30. Mai 2017

Kennedy Meadows nach Independence

Meile 702 bis 789

Wir beginnen den ersten Tag mit einem guten Frühstück. Das "Grumpy Bear's" in Kennedy Meadows holt Hiker direkt am Campingplatz beim Store ab und serviert Speck mit Eiern und Pancakes "all you can eat". Das stellt sich aber leider als Marketingscherz heraus, da die Pfannkuchen so riesig sind, dass wir mit Müh und Not einen schaffen.

Nach dem Frühstück lassen wir uns gleich beim Trail absetzen und sparen uns den Weg auf der Teerstraße. Die randvollen Bärenkanister sind schwer und wir sind spät dran, deshalb planen wir nur 17 Meilen ein. Es tut gut, endlich mal durch eine andere Landschaft zu laufen. In einem weiten Tal beobachten wir einen Rettungshubschrauber bei einer Übung. Eine Person wird abgesetzt, danach wieder aufgesammelt und darf unter dem Heli hängend durch die Gegend fliegen. Darauf hätte ich auch mal Lust!

Für unsere erste Flussüberquerung am Kern River gibt es zum Glück eine Brücke. Der Fluss hat gut das Doppelte der ursprünglichen Größe, die Schneeschmelze ist in vollem Gang.
Kern River

Wir campen bei Meile 719 auf 8500 Fuß und freuen uns, dass hier entgegen den Vorhersagen noch kein Schnee liegt. Am nächsten Tag gibt es auf 10500 ft. lediglich kleine Schneefelder, die kein großes Problem darstellen. Wir entscheiden uns dennoch, bei unserem Plan zu bleiben und campen bei 731 an einem sehr schönen Platz am Fluss. Den freien Nachmittag nutzen wir zum Lesen und sitzen gemütlich am Lagerfeuer - tatsächlich das erste Mal auf dem PCT. Als ich zum Wasser holen zurück zum Fluss gehe, finde ich einen angespülten Snickers-Riegel am Ufer. Haben das Hiker-Schlaraffenland gefunden? Leider bleibt es bei dem einen Riegel, der Fluss ist wohl nicht sonderlich spendabel.

Der nächste Tag ist für uns entscheidend: Wenn wir langsam unterwegs sind und nur über den ersten Bergrücken gehen, reicht uns das Essen bis Independence, allerdings nicht für den Extratag, den wir für die Besteigung des Mnt. Whitney brauchen würden. Gehen wir 9 Meilen weiter, können wir uns am Whitney versuchen. Wir kommen recht gut voran und überholen sogar eine Gruppe, die einen Tag vor uns los gegangen ist. Ein Blick auf ihre Ausrüstung sagt auch wieso: Einer trägt einen Teppich mit sich, der andere stapft tatsächlich mit Converse Schuhen durch den Schnee! Sie haben es allerdings auch nicht weit, da sie nach Lone Pine absteigen wollen. Der Abstieg zweigt am Trail Pass ab, den wir am frühen Nachmittag erreichen. Danach wird der Weg schlagartig härter: Wir müssen eine verschneite baumbestandene Nordflanke queren. Vor uns ist niemand, weshalb wir keiner Spur folgen können und uns den Weg selbst suchen müssen. Mitten im Hang sinkt Jeff ein und beim Versuch, sich wieder hoch zu stemmen, bricht sein Carbon-ultraleicht Trekkingstock. Ausnahmsweise bin ich echt froh über meine uralten schweren Alustöcke, er darf jetzt die nächsten Tage mit nur einem Stock meistern.

Kurz vor dem Cottonwood Pass wird der Trail wieder leichter. Die Hiker, die nach Lone Pine absteigen, kommen hier normalerweise wieder auf den Trail und sparen sich somit den anstrengenden Nordhang.

Da der Weg komplett unter Schnee verborgen ist, queren wir einfach ein weites Tal und steigen auf der anderen Seite zum Chicken Spring Lake auf. Obwohl der Anstieg nicht weit ist, sind wir vollkommen fertig, als wir endlich ankommen. 20 Meilen im Schnee sind ein ganz anderes Kaliber als in der Wüste!

Wir finden zum Glück einen halbwegs schneefreien Platz für unsere Zelte und können aus dem aufgeweichten See Wasser schöpfen. Leider ist die Nacht jedoch etwas windig.

Von Meile 751 wollen wir die Abzweigung zum Mnt. Whitney bei 766 erreichen. Vor allem Steffi ist vom Vortag leider noch sehr geschafft. Zudem müssen wir mittags den erstaunlich großen und reissenden Rock Creek überqueren. Wir haben zum Glück unsere Trailrunner mitgenommen, die wir in der Wüste getragen hatten, sodass wir nicht barfuß gehen müssen - trotzdem sind wir froh, als wir das andere Ufer erreichen.

Crabtree Meadows 
Wir lassen uns von der Sonne trocknen und beratschlagen, ob wir 6 Meilen weiter gehen oder hier bleiben wollen, was uns die Chance auf den Whitney nehmen würde. Steffi erklärt sich nach anfänglichem Zögern doch bereit, noch weiter zu gehen, da Jeff und ich den höchsten Berg der USA gerne mitnehmen würden. Wir quälen uns also den nächsten verschneiten Hang rauf und irren weglos durch den Wald, immer mit Blick auf das GPS im Handy, da vom Trail keine Spur zu sehen ist. Kurz vor 6 Uhr abends erreichen wir Crabtree Meadows, in der ein Campingplatz sein sollte - und stehen vor einer verschneiten Fläche, durch die sich ein breiter Fluss windet. Auf der anderen Seite können wir einen schneefreien Platz ausmachen, also beeilen wir uns, den Fluss zu überqueren, bevor die Sonne hinter den Bäumen verschwindet. Beim Versuch, vom verschneiten Ufer in den Fluss zu kommen, bricht Jeff eine große Eisscholle ab. Ich kann gerade noch zurück springen und meinen Rucksack daran hindern, in den Fluss zu fallen.

Schnell bauen wir am anderen Ufer die Zelte auf und kochen unser Abendessen. Da Steffis Füße arg wund sind, entscheidet sie sich dagegen, den Whitney zu besteigen und gönnt sich lieber einen Tag Pause. Schließlich steht vor Independence ja noch der Forester Pass auf dem Programm, der mit genau 4000 m höchste Punkt des PCT.

Jeff und ich stehen also morgens um fünf alleine auf, quälen uns in unsere gefrorenen Socken und Schuhe und machen uns durch ein langes Tal auf den Weg zum Gratanstieg. Obwohl der Weg komplett unter Schnee verborgen ist, ist die Orientierung zur Abwechslung mal einfach. Wir halten uns immer links des Flusses und stehen um acht Uhr vor dem steilen Gratanstieg. Dieser ist in weiten Teilen schneefrei, die wenigen Schneefelder haben es jedoch in sich. Über den hart gefrorenen Schnee kommen wir jedoch ganz gut rüber, auch ohne unsere Steigeisen oder Eispickel einsetzen zu müssen.
Sonnenaufgang über dem Mnt. Whitney

 Oben am Grat passieren wir die Abzweigung nach Lone Pine, von wo aus der Gipfel in zwei Tagen erreichbar ist. Aus diesem Grund steigen die Meisten von dort aus auf. So früh am Morgen ist zwar noch niemand unterwegs, der Weg auf dem Grat ist zum Glück jedoch schön gespurt. Die letzten zwei Meilen und 1000 ft. sind jedoch erstaunlich anstrengend, denn allmählich macht sich die Höhe bemerkbar. Um 10 Uhr erreichen wir den Gipfel auf 4400 m Höhe. Nach ein paar Gipfelfotos, bei denen der Eispickel nun doch zum Einsatz kommt, machen wir uns wieder an den Abstieg. Jetzt kommen uns auch vier bestens ausgerüstete Hiker entgegen, die den Aufstieg von Lone Pine gemacht haben.

Auf dem Gipfel des Whitney

Die Sonne hat den Schnee im Tal aufgeweicht, und nun ist auch die lokale Fauna wach. Wir sehen einen Kojoten, der gemächlich den gefrorenen See überquert, und etliche Murmeltiere, die weitaus weniger scheu sind als daheim in den Alpen.
Um 14 Uhr sind wir zurück bei Steffi und unseren Zelten, können den Nachmittag in der Sonne entspannen und die nassen Stiefel trocknen.

Der nächste Tag soll mit nur 9 Meilen ruhiger werden. Wir starten eine Stunde später als üblich und kommen ganz gut voran. Einzig der Abstieg durch einen sehr steilen Nordhang ist etwas haarig, mit Microspikes kommen wir ganz gut runter. Im Tal wartet der Wallace Creek auf uns, den wir bei einer Gabelung überqueren.
Der verhältnismäßig kleine Wallace Creek

Einen Arm passieren wir über eine Schneebrücke, den anderen flachen Teil durchqueren wir mit den Trailrunnern. Auch beim letzten Fluss des Tages, dem Tyndall Creek, haben wir Glück. Hier kommen wir komplett trockenen Fußes über eine Schneebrücke ans andere Ufer. So viele Nachteile wie der viele Schnee so früh in der Saison auch haben mag - diese Brücken sind super! In ein paar Wochen muss der Großteil der Hiker vermutlich durchs kalte Wasser.
Schneebrücke am Tyndall Creek

Am anderen Ufer finden wir zum ersten Mal keinen schneefreien Platz für unser Zelt. Glücklicherweise haben wir eine extra Isomatte dabei, die unseren gesamten Zeltboden bedeckt. Trotzdem wird dies die kälteste Nacht bisher.

Für den Anstieg zum Forester Pass stehen wir wieder früh auf. Über den hart gefrorenen Schnee erreichen wir schnell den Fuß des Passes. Die Südseite ist im oberen Teil weitestgehend schneefrei, lediglich im unteren Teil ist der Hang noch weiß. Hier sind jedoch zum Glück einige Spuren und Tritte drin, sodass wir verhältnismäßig problemlos den schneefreien Part erreichen - kräftezehrend ist es trotzdem, vor allem für Steffi, die sich ja nicht am Whitney in der Höhe akklimatisieren konnte. Die obere Eisrinne, vor der viele Sommerhiker am meisten Respekt haben, stellt sich im Verhältnis als Witz heraus. Hier ist eine tiefe breite Schneise im Schnee, die wir problemlos durchqueren.
Forester Pass am 29.3.17


Die Aussicht ist einmalig, und wir sind froh, den höchsten Pass des Trails gemeistert zu haben. Auf dem Abstieg können wir sogar etwas Zeit sparen und rutschen einen steilen Teil einfach auf dem Hintern runter. In der Sonne trocknet die Hose zum Glück schnell. Gegen Mittag wird der Schnee leider wieder matschig und wir rutschen durch einen verschneiten Wald zum tiefsten Punkt. Obwohl es erst kurz nach Mittag ist, beenden wir den Tag wieder. Im weichen Schnee ist es einfach zu mühsam, außerdem finden wir einen schönen schneefreien Platz direkt am Fluss.
Cowboycamping im Schnee

Wir sind wieder recht tief, deshalb beschließen wir, das Zelt heute mal nicht aufzubauen und Cowboy-campen. Anderntags steht "nur" noch die Überquerung des Keasarge Passes und der Abstieg zur Straße an. Wieder klettern wir weglos durch den steilen verschneiten Wald und sind froh, endlich den Passanstieg vor uns zu haben. Auch hier sind im unteren Bereich wieder steile Schneefelder, allerdings nicht ganz so schlimm wie am Forester. Der Abstieg auf der komplett aufgeweichten Ostseite ist nass, geht aber zum Glück schnell. Trotzdem weiß ich noch nicht, wie wir durch den Matsch jemals wieder hoch kommen sollen...

Am Trailhead nimmt uns spontan kein Auto mit, aber ein anderer Hiker meint, dass nur 2,8 Meilen weiter ein Campingplatz sei, von dem man sicher mehr Chancen hätte. Zusammen machen wir uns auf den Weg die Serpentinen hinab, aber es will einfach kein Campingplatz kommen. Da hat wohl jemand Luftlinie mit kurviger Straße verwechselt. Zum Glück sammelt uns nach knapp 2 h ein Arbeiter auf und fährt uns runter nach Independence. Dort treffen wir auf Steve, der sich sein Geld wohl damit verdient, Hiker durch die Gegend zu fahren. Er macht das natürlich auf Spendenbasis, will aber trotzdem einen recht stolzen Betrag für die restliche Strecke nach Bishop. Na ja, durch drei geteilt ist es halb so wild, und wir sind einfach froh, nach 13 Tagen mal wieder zu einer warmen Dusche zu kommen. Bei dem Gestank den wir verbreiten, hätte uns vermutlich per Anhalter niemand mitgenommen.

Dienstag, 23. Mai 2017

Ridgecrest nach Kennedy Meadow (616 - 702)

Vor der letzten Etappe durch die Wüste gönnen wir uns noch ein Frühstück in einer Restaurant-Kette (Denny's). Der Kaffee tut gut und hilft um in die Gänge zu kommen. Bobby bringt uns danach wieder zum Trail.  
Mit einem Spray, das quasi eine Lackschicht hinterlässt, reiben meine Füße sich nicht mehr auf. Wir kommen gut voran und schlafen bei einem Watercash. Dort ist eine Box mit Süßigkeiten, Tortilla und Aufstrich. 
Eine Kleinigkeit nehmen wir uns und dann probieren wir das erste Mal Cowboy Camping aus. Die Nacht ist wunderschön und wir sehen die Sterne. Es geht kein Wind und die Nacht ist warm. Diese Methode ist echt zu empfehlen. Man muss am nächsten Tag kein Zelt abbauen (und davor am Abend aufbauen).

Am nächsten Tag kommen wir bis zum Walker Pass.  Unser ursprünglicher Ausstieg nach Ridgecrest. Dort ist ebenfalls ein Watercash mit enorm viel Essen und Bier. Dort ist ebenfalls ein Campingplatz und ein Trailangel. Der Trailangel verbringt dort ein paar Tage in seinem Camper und bietet vorbeikommende Hikern Bier und Essen an. Auch Sebastian kommt gleich ein gutes Bier angeboten. Unser Zeltplatz ist etwas oberhalb des Campers. Dort genießen wir unser Abendessen und probieren dann ein weiteres Mal Cowboy Camping aus.  
Cowboy Camping mit Mücken ist scheiße.
An diesem Tag haben wir viel Anstieg. Zudem renne ich noch in eine Klapperschlange. Diese klappert noch nicht mal. Dennoch hebt sie beunruhigt den Kopf. Am Schluss zieht sie davon und macht den Weg frei. Gefühlt geht es den ganzen Tag bergauf. Wir zelten am höchsten Punkt und treffen dabei zwei alte Bekannte wieder. Serina und Adam (Hikername: Tapeworm), welche wir das letzte Mal in Hikerheaven gesehen haben. 
Jetzt sind es nur noch 1,5 Tage Wüste die vor uns liegen. Also gehen wir es an.  Der Weg läuft sich gut. Etwas abgebremst werden wir, als Sebastian in eine grüne Klapperschlange rennt oder um genau zu sein fast darauf tritt. Sie ist nicht aggressiv gewesen und klappert nicht.  Wir befürchten schon, dass diese enorm aggressiv ist und uns verfolgen und angreifen wird.  Aber sie hatte wohl etwas im Magen und verdaute vor sich hin. 
Ansonsten verläuft der Tag recht ruhig. Direkt nach dem ersten Wasser steht ein Camper in dem ein Hiker für Trailmagic sorgt. Er verteilt Kaffee und Früchte an uns.  Zudem treffen wir dort zum ersten Mal Oprimistic Turtle. Sie sendet immer detaillierte Wasserreports. Es ist ziemlich heiß als wir weiter gehen. Trotz der Hitze fallen uns beim Abstieg einige große dunkle Wolken auf. Ein paar Sekunden nach dem ersten Donner beeilen wir uns, nach unten zu marschieren. Hier oben ist leider auch kein lebender Baum mehr und wir somit sind wir das beste Blitzeinschlagziel. Wir rennen schon fast runter.  Etwas zu spät sehe ich die grüne Klapperschlange, die mir auf dem Weg entgegen schlängelt. Ziemlich angepisst macht sie sich schon zum Sprung bereit. Ich lege schleunigst den Rückwärtsgang ein. Wir klettern abseits über ein paar bröckelnde Steine um sie herum. Sie geht ebenfalls nicht auf uns los und scheint mit dem Respekt, den wir vor ihr haben, begnügt zu sein. 
Der restliche Abstieg geht schnell und wir bauen noch im trockenen unser Zelt auf. Bis auf ein paar Tropfen zieht, dass Gewitter an uns vorbei. 
Danach sind es nur noch 9 Meilen bis Kennedy Meadows. Das ist ebenfalls das Ende der Wüste. Dort gibt es erstmal Burger und wir bekommen unseren Krempel den wir dorthin geschickt haben: Eisaxt, Essen, Extra-Isomatte. 
Hier freuen wir uns jetzt auf ein riesiges Frühstück und gehen morgen in die Sierra. Unser Plan sieht vor, dass wir bis in die nächste Stadt 8 Tage brauchen. 9 Tage, wenn wir die letzten Meilen auf der Straße laufen müssen. Wenn wir nach 50 Meilen merken, dass es uns zu gefährlich wird gehen wir bei Lone Pine herunter. Wenn wir schneller sind als erwartet gehen wir auf den Mount Withney (~4000m). 

Leider ist das Wlan hier extrem langsam, deshalb reichen wir die Bilder später nach. 
Stefanie 

Mittwoch, 17. Mai 2017

Von Tehachapi nach Ridgecrest (566 - 616)

Nachdem Tehachapi sehr anstrengend ist und weite Wege hat, sind wir nicht unbedingt erholt, als wir wieder auf den Trail gehen. Die letzten beiden Tage waren mit Wäsche waschen, Lebensmittel einkaufen, Wegen zum mehrere Kilometer entfernten Post Office und Schuhe einkaufen vollends ausgefüllt.
Nach nur 5 Wochen löchrig und abgelaufen - es wird Zeit für neue Schuhe!


Zuerst gönnen wir uns noch einen Kaffee und ein kleines Frühstück im Burger King. Danach gehen wir zwei Schritte weiter um den Bus zurück an den Highway zu erwischen. Von dort geht der Trail weiter. Wir sind etwas übermüdet, da nachts die Züge enorm laut waren. Dementsprechend sind wir etwas demotiviert und heilfroh nach einem längeren Anstieg die 17 Meilen bis zum Zeltplatz und Wasser hinter uns gebracht zu haben. Das Wetter ist unangenehm und der Wind ist arschkalt. Dennoch sieht dieser Teil des Trails fast wie das Allgäu aus.
Waldgebiet 1

Waldgebiet 2

Am Zeltplatz probiert Sebastian aus Brot auf dem Gaskocher zu backen. Obwohl es etwas umständlich ist, funktioniert es gut.

Vor dem Braten 
Fertiges Brot wird eingetütet. 
Am nächsten Tag bin ich etwas unleidlich und fühle mich als ob ich gleich krank werde. Das gibt sich zwar über den Tag, aber meine Füße fangen an zu schmerzen. Ich habe es wohl geschafft mir meine Füße aufzureiben.  Na, klasse.
Mein Fuß 

Ich klebe für den nächsten Tag meine Fußsohlen ab, dennoch merke ich wie empfindlich meine Sohlen sind.
Es ist an diesem Morgen extrem kalt und wir frieren. Gegen 9 Uhr fängt es an zu schneien. So fühlt es sich wohl an, wenn die Hölle gefriert.

Weiße Punkte sind Schneeflocken. 

Und nach 16 Meilen entschließen sich meine Füße, dass wir bei der ersten Straße Richtung Ridgecrest abgehen. Die Pflaster halten nicht richtig an dieser Stelle und sie schmerzen doch sehr stark. Mit etwas Wehmut laufen wir die Straße Richtung Highway, denn direkt an diesen Punkt wieder zurück zu kommen ist schwierig. Die Straße ist ca. 20 Meilen lang und wenig befahrene. Doch nach einer halben Stunde werden wir glücklicherweise aufgesammelt und nach Ridgecrest gefahren. Beerbucket Bobby heißt unser Engel - er war auf dem Weg, einen Wassercache am Trail mit Bier,  Soda und frischem Obst aufzufüllen. Spontan bietet er uns an, uns in ein paar Tagen wieder zurück an diese Stelle zu bringen. Also müssen wir nichts überspringen, sondern planen unsere Etappen anders. Wir planen die 35 Meilen bei der Etappe zu Kennedy Meadow mit ein.  Zudem planen wir die Etappe nach Independence. Dafür kaufen wir dann alles im nahe gelegenen Walmart ein.  Es ist ein 100$ Einkauf. Für insgesamt zwei Wochen wandern.

Großeinkauf!

Im Motel sind unsere Bärenkanister angekommen. Diese müssen wir zwischen Kennedy Meadows und Sierra City mit uns tragen. In dieser Gegend gibt es viele Bären und deswegen muss das Essen bärensicher aufbewahrt werden. Hintergrund ist, dass ein paar Bären realisiert haben, dass Wanderer Essen dabei haben und nach dem Winterschlaf haben Bären und Wanderer das selbe Ziel: Essen. Um einem Interessenskonflikt vorzubeugen ist das hier Pflicht.
Die Behälter sind zu meinem Leidwesen nicht nur bärensicher sondern auch Hölzle-sicher.
Bärenkanister ist vollgefüllt mit Essen. 

Wegen den Füßen verbringe ich die meiste Zeit im Bett und kümmer mich um die Planung, Obst schnippeln und um diesen Blog. Nicht laufen zu können ist anstrengend, da man nichts anderes davor gemacht hat und es fehlt mir. Zudem fühle ich mich sehr nutzlos.
Stefanie

Freitag, 12. Mai 2017

Meile 454 bis 566

Agua Dulce nach Tehachapi

In Hiker Heaven frühstücken wir erst mal unsere restlichen Jalapeno Semmeln und können sogar noch etwas Kaffee abgreifen. Der weitere Weg führt lange Zeit an der Strasse entlang. Wir schleppen viel Essen und Wasser mit, und ich merke deutlich, dass ich trotz der vielen Pizza die letzten Abende recht viel abgenommen habe. Der Hüftgurt meines Rucksacks schlabbert arg und das ganze Gewicht liegt auf den Schultern, sodass es mir einen Nerv abdrückt und der linke Arm bis in die Fingerspitzen schmerzt. Bei der nächsten Gelegenheit brauche ich einen neuen Rucksack!

Wir machen 20 Meilen und gönnen uns ein luxuriöses Knorr-Gericht, das wir mit getrocknetem Hackfleisch aus einer Hikerbox verfeinern. Was die anderen Hiker so an Essen zurück lassen, wundert mich immer wieder.

Am nächsten Morgen wachen wir mit Regen und Nebel auf. Es ist bitterkalt und wir steigen einige Meilen zu einer überdachten Rest Area ab. Hier treffen wir den Marlborough Man mit seinen beiden Pferden wieder, der gerade aufbrechen will. Leider ist es auch hier nicht wärmer, und nachdem wir unsere Hände kaum noch bewegen können und es immer nässer wird, beschließen wir, uns erst mal bei dem nächsten Trail Angel aufzuwärmen.

Das "Casa de Luna" von Terie Anderson liegt nur 2 Meilen die Straße runter. Nach einer Meile bergab sammelt uns eine Helferin von Terie auf und liefert uns direkt vor der Haustür ab. Unter einem Pavillon im vollgestellten Vorgarten sitzen schon viele andere Hiker und gucken betröpfelt. Terie begrüßt uns mit einer Umarmung - wohl ihr Markenzeichen - und bittet uns erst mal herein, als die merkt, wie durchgefroren wir sind. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so schnell so unterkühlt gewesen zu sein - der Gewichtsverlust macht sich deutlich bemerkbar.

Wir werden mit Kaffee, Pancakes und Heizdecke aufgepäppelt und müssen uns dann wieder nach draußen zu den anderen gesellen. Der Ort ist eine ziemliche Hippie-Absteige, und die selbstgedrehten Zigaretten der anderen Hiker enthalten wohl nicht nur Tabak. Das Wetter bleibt weiterhin schlecht, und da wir eh etwas arg früh dran sind, beschließen wir, heute hier zu bleiben. Gegen Mittag frieren wir immer noch und der Qualm im Pavillion geht mir etwas auf die Nerven. Wir siedeln deshalb in ein nahegelegenen Café um. Nach Burger und heißer Schokolade geht es uns weitaus besser.

Campen bei Hippies im Wald

Gegen Abend serviert Terie ihren berühmten Taco-Salat, von dem wir schon viel gehört haben und auf den ich sehr gespannt war. Das Ganze ist eine Art Buffet, bei der sich jeder die Zutaten nacheinander aufschichtet. Die unterste Lage bilden Tortillachips, gefolgt  von warmen Bohnen. Danach kommt Käsesoße, Sourcream, Reibekäse, Kraut, pürierte Tomaten, Zwiebeln, Oliven, Jalapenos und scharfe Soße. Schmeckt so wie es klingt, wir holen uns beide natürlich noch Nachschlag.


Pünktlich zum Abendessen treffen wir ein deutsches Pärchen wieder, mit dem wir auch gestartet sind. Gemeinsam ziehen wir an nächsten Morgen nach Pancakes und Kaffee weiter. Zuvor schaffe ich es noch, mir online einen neuen Rucksack zu unserem nächsten Etappenziel Tehachapi zu bestellen.
Unsere Gastgeber machen noch ein Abschiedsfoto von allen, und Terie hat eine ganz eigene Methode, die Leute zum lachen zu bringen. Sagen wir so, wir wissen jetzt den Grund, wieso es Casa de Luna heißt...

Zum Glück ist es nach dem Regen schön kühl und wir müssen uns erst mal wenig Sorgen um Wasser machen. Trotzdem steht vor Tehachapi eine lange wasserlose Strecke an. Um diese so zu splitten, dass wir möglichst wenig mittragen müssen, beschließen wir tags darauf, 24 Meilen bis Hikertown zu laufen, obwohl wir von diesem Ort eher Negatives gehört haben. Dort angekommen, stellt sich das Ganze als eine ehemalige alte, heruntergekommene Westernkulisse heraus. Der ebenso alte Besitzer kassiert $ 20 und wir dürfen dafür in einem alten Wohnwagen nächtigen. Wir sind froh, dass wir das Zelt nicht aufbauen müssen, da es sehr windig ist. Der Wohnwagen ist allerdings extrem dreckig. Wir  wählen das Bett, dessen Laken weniger Blutflecken hat und breiten unsere Schlafsäcke aus.

Das andere Pärchen fährt noch zum nahegelegenen Laden zum Abendessen und bringt uns noch ein paar Snickers und Chips als Wegzehrung für die nächsten Tage mit. Die nächste Etappe geht über 17 wasserlose Meilen am LA Aquädukt entlang,  eine Strecke, die aufgrund der Hitze oft nachts bewältigt wird. Da es jedoch nicht so warm werden soll, beschließen wir unseren Rhythmus nicht zu ändern und laufen wie gewohnt am nächsten Morgen um 6 los.


Gegen Mittag haben wir wieder Wasser, und da wir so schnell voran gekommen sind, beschließen wir einen neuen persönlichen Rekord aufzustellen - ein 27 Meilen Tag, also 43 km. Damit erreichen wir die letzte Wasserquelle vor Tehachapi und haben am nächsten Tag nur noch 21 Meilen zur Zivilisation. Leider ist der Zeltplatz extrem windig, sodass uns der Kocher beim Abendessen mehrmals ausgeblasen wird. Bis der Wind gegen Mitternacht abflaut, liegen wir schlaflos im Zelt und hoffen, dass die Stangen nicht brechen.

Morgen am LA Aquädukt. Kurz danach verläuft das Wasser leider in einer Pipeline.



Wir haben erst mal genug von Windturbinen

Entsprechend müde schleppen wir uns am nächsten Tag weiter, vorbei an endlos vielen Windturbinen. Vormittags treffen wir noch auf eine nette Überraschung: Freundliche Leute haben  einen Wassercache mit Campingstühlen und Kühlbox eingerichtet und wohl erst tags davor frisch aufgefüllt. Wir bekommen ein gekühltes Getränk und sogar einen Apfel!



Auf dem Weg mache ich mir etwas Sorgen, da wir den ersten Bus in die Stadt knapp verpassen und mindestens 2 h auf den nächsten warten müssten. Am Highway angekommen, frage ich deshalb kurzerhand einen Pickup-Fahrer, ob er uns nicht mitnehmen könnte. Kann er, und somit sind wir ganz ohne Wartezeit auf dem Weg in die Stadt. Der Fahrer hat noch nichts vom PCT gehört und ist sichtlich beeindruckt. Er schenkt uns eine Tüte mit frischen Pfirsichen und fährt uns bis ins Stadtzentrum, obwohl er selbst noch einige hundert Meilen weiter muss.

Wir kaufen noch einige Lebensmittel ein und machen uns auf den Weg zu dem kleinen Sportflughafen des Ortes, bei dem man günstig zelten kann. Erstaunlicherweise sind wir die einzigen Hiker dort, obwohl der Platz recht gemütlich und windgeschützt ist. Liegt wohl zumit daran, dass abends um 8 die Rasensprenger angehen. Leider verläuft auch die Bahnstrecke daneben, und im Gegensatz zu Deutschland besteht der Bahnverkehr in den USA hauptsächlich aus endlosen Güterzügen, die bevorzugt nachts fahren. Das wäre noch nicht so schlimm, wenn nicht jeder Zug bei der Durchfahrt mehrmals laut pfeifen würde... Na ja, man gewöhnt sich an alles.


Flughafencamping

Tags darauf haben wir volles Programm: Wäsche waschen, ich hole meinen Rucksack von der Post (die erstaunlich weit entfernt ist und jenseits des Highways liegt), und mittags sind wir mit dem anderen Pärchen beim All you can eat Chinesen verabredet. Irgendwann legt dieser uns die Rechnung hin und räumt die Teller nicht mehr ab, vier hungrige Hiker sind wohl etwas nicht so gut fürs Geschäft.

Der Nachmittag vergeht mit Vorräte  besorgen und Schuhe kaufen. Meine Trailrunner fallen auseinander und wir holen uns im Hinblick auf die Sierra Stiefel, die sich im Schnee hoffentlich besser machen.

Donnerstag, 4. Mai 2017

Von Wrightwood nach Agua Dulce (Meile 366 - 454)

Am ersten Tag lassen wir es ruhig angehen und laufen nur ein paar Meilen bis wir uns einen Platz suchen und versuchen, ein Überraschungspäckchen aus einer Box für Hiker zuzubereiten. Es stellt sich als getrocknetes Gemüse mit Fleischbällchen heraus. Mit den Tortillas aus Wrightwood ist das Essen schnell in uns hinein gewandert. Am nächsten Tag steht der Aufstieg auf einen bisher höchsten Gipfel an. Der Aufstieg auf den Mount Baden Powell ist enorm steil und kostet einige Kraft. Auf der normalen Route ist zuviel Schnee, so dass wir uns für einen direkteren Anstieg auf einem schneefreien Stück entscheiden. Es sind 1000 Höhenmeter (gefühlt) senkrecht nach oben. Glücklich sind wir auf dem Gipfel nachdem wir es bis dorthin schaffen.


Ausblick vom Mnt. Baden Powell

Die Nacht ist sehr unruhig, da viel Wind weht und zum Schlafen kommen wir in dieser Nacht nur schwer.

Übermüdet gehen wir weiter unseren Weg. Um eine Artenschutz-Zone müssen wir einen Umweg nehmen, die ziemlich langweilig und an der Straße ist.  Dafür schlagen wir etwas später ein Stinktier in die Flucht. Wir schätzen, dass es gegen uns nicht anstinken kann. Kurz vor dem Zeltplatz glänzt Sebastian noch in einem Stabhochsprung über eine Klapperschlange. Die Schlange hatte diese Aktion gar nicht gestört, aber als ich ankomme, klappert sie gleich los. Ich fühle mich diskriminiert! 

Wir sind jetzt schon 25 Tage auf Wanderschaft und heute merken wir die Wüste. Es ist extrem staubig, heiss und es gibt wenig Wasser. Dafür ist der Weg recht flach und bereitet uns keine Probleme. 
Unser Schlafplatz ist etwas weiter vom Weg entfernt und sehr ruhig. 
Wüstenaufnahme bei Acton

Gut gestärkt aus dieser Nacht wachen wir früh auf und packen in Rekordzeit zusammen. Wir sind froh früh los zu sein, denn der Tag ist enorm heiß. Es brennt mit 40° Grad auf uns runter. Kurz vor Acton entschließen wir uns doch, die Nacht auf diesem Campingplatz zu verbringen. Dafür spricht Schatten, der  Pool und der kleine zugehörige Laden, der Speiseeis hat. Dagegen sprechen die nahen Schienen mit dem aktiven Zugverkehr und eine Schnellstraße.

Ausblick auf den Campingplatz

Es gibt zu viele Vögel die wie Wecker klingen und zu viele Züge, die nachts fahren. Dennoch erleichtert uns beides früh aufzustehen. So ist es weniger eine Qual aus dem Zelt zu fallen um dadurch der Mittagshitze zu entgehen. Unser Ziel ist nur 10 Meilen entfernt und heißt Hiker Heaven.
Hiker Heaven 

Ein weiterer Trailangel der Hiker aufnimmt. Ein Segen für uns! Um Agua Dulce herum ist leider nicht viel. Der Lebensmittelladen hat gesalzene Preise. Grenzt schon fast an Dreistigkeit. Naja. Morgen geht es früh weiter. Es soll morgen wieder warm werden. Um die 27° Celsius. Was leicht warm gegen die hirnbrutzelnde Hitze der letzten Tage ist.
Aber wir versuchen schnell zu sein. Ab Samstag soll es kühl mit Regen sein und mit etwas Glück hilft uns das Wetter um über die heißeste und trockenste Gegend des ganzen Weges. Vielleicht müssen wir dann nicht für 2 Tage Wasser mittragen. Nur 3 Liter reicht meinem Rücken vollkommen. 



Stefanie